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Die Klimakrise ist ein Sicherheitsrisiko

Am Wochenende treffen sich internationale Expert:innen und Politiker:innen bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Die Klimakrise rückt in Risikobewertungen zunehmend in den Mittelpunkt.

Aus diesem  Anlass hat das KONTEXT Institut für Klimafragen drei sicherheitspolitische Herausforderungen im Zusammenhang mit der Klimakrise und -politik analysiert. Das Ergebnis: Die Klimakrise und die strategische Abhängigkeit von Energie und Rohstoffen führen zu einem wachsenden Risiko für Österreich und Europa.  Die Lösungen liegen jedoch auf der Hand.

“Klimapolitische Maßnahmen sind auch sicherheitspolitisch relevant. Die Ökologisierung der Gesellschaft und Wirtschaft ist der Schlüssel für strategische Unabhängigkeit bei Energie, Technologien und Ressourcen. Sie schafft damit Sicherheit”,
sagt KONTEXT-Vorständin Katharina Rogenhofer.

Klimakrise unter den Top-Risiken

Der neue Security Index der Münchener Sicherheitskonferenz zeigt: Sieben der zehn größten globalen Sicherheitsrisiken stehen im direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Klimakrise. Sie sind entweder direkte Folgen oder werden durch ihre Effekte verstärkt.
Das Ranking macht klar, dass die Klimakrise nicht nur eine ökologische, sondern auch eine zentrale sicherheitspolitische Herausforderung ist. Neben Extremwetterereignissen verschärft sie geopolitische Spannungen, destabilisiert ganze Regionen, zwingt Menschen zum Verlassen ihrer Heimat und trägt zu wachsender Ungleichheit und Konflikten bei.

KONTEXT hat sich drei für Österreich besonders relevante sicherheitspolitische Herausforderungen angesehen.

Strategische Unabhängigkeit

Im Energiebereich hat Österreichs starke Importabhängigkeit bei Gas und Öl gravierende Folgen für Preis- und Versorgungssicherheit. Hohe Energiepreise, wie zu Beginn des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine, sind Haupttreiber der Inflation. Kurzfristige Preisanstiege können dadurch tiefgreifende wirtschaftliche, soziale und in weiterer Folge politische Auswirkungen haben.
Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bedeutet für Österreich auch Erpressbarkeit – nicht nur in Krisenzeiten: Schon vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kam es seitens Russlands zu mindestens 55 Fällen von Gaslieferstopps oder Drohungen. Viele davon waren mit wirtschaftlichen oder politischen Forderungen verbunden.

Neben Gas und Öl ergeben sich für Österreich auch durch internationale Wertschöpfungsketten ausgeprägte Abhängigkeiten: Viele Industriezweige sind auf den Import essenzieller Güter, Rohstoffe und Komponenten aus einigen wenigen Lieferländern angewiesen. Neben oft verehrenden Arbeits- und Umweltbedingungen bei der Rohstoffgewinnung können solche Abhängigkeiten auch geopolitische Machtungleichgewichte verstärken. Die starke Importabhängigkeit dieser Rohstoffe erhöht das Risiko von Lieferengpässen und Preisvolatilität, insbesondere in Krisenzeiten oder bei geopolitischen Spannungen, aber auch durch Naturkatastrophen. Besonders im Bereich kritischer Infrastruktur bestehen Abhängigkeiten von Halbleitern und bestimmten Rohstoffen wie Magnesium, Niob oder Kobalt.
“Der Ausbau von erneuerbaren Energien, die Elektrifizierung von industriellen Prozessen und die Kreislaufwirtschaft stabilisieren die Preise und lösen uns aus der Erpressbarkeit. Eine Chance für Sicherheit und das Klima”,
unterstreicht Rogenhofer.

Extremwetterereignisse

Ein zweites großes sicherheitspolitisches Risiko sind die mit der Klimakrise zunehmende Extremwetterereignisse wie Überflutungen, Stürme und Dürren. Im Herbst 2024 traf Österreich bereits das dritte Jahrhunderthochwasser innerhalb von 22 Jahren. Die Überschwemmungen verursachten Schäden von mindestens 1,3 Milliarden Euro, zerstörten Wohngebiete, Verkehrswege und großflächig landwirtschaftliche Flächen. Die Zunahme von Überschwemmungen, Stürmen, Waldbränden und extremen Temperaturereignissen sieht man auch in der Statistik. Mit jedem Zehntel Grad Erderwärmung steigt die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetterereignisse weiter.

Katharina Rogenhofer: “Die Senkung unserer Emissionen, proaktive Renaturierung und Anpassungsmaßnahmen sind für den Katastrophenschutz und den Schutz gegen Extremwetterereignissen unabdingbar.”

Desinformation

Ein drittes wachsendes sicherheitspolitisches Risiko ist die Verbreitung von Desinformation. Sie vertieft die gesellschaftliche Spaltung und destabilisiert demokratische Prozesse. Die Klimakrise ist neben Russlands Angriffskrieg und COVID-19 zur zentralen Zielscheibe von Desinformation geworden. Das führt auch zur Verzögerung politischer Entscheidungen mit sicherheitsrelevanten Folgen. Desinformation und die dadurch entstehende Verunsicherung erschweren dadurch geordnete Reformen.

“Der Kampf gegen Desinformation ist für stabile demokratische Prozesse zentral. Denn die Voraussetzung für die Ökologisierung von Wirtshaft und Gesellschaft und die dadurch entstehenden Vorteile sind stabile demokratische Prozesse und Institutionen”, schließt Rogenhofer.

Quelle

KONTEXT Institut 2025 | oekonews.at 2025

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