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© Depositphotos.com | EvgeniyShkolenko | Die Pipeline Nord Stream 2 war schon bei ihrem Bau stark umstritten.

500.000 Tonnen Methan entwichen bei Nord-Stream-Sprengung

Riesige Mengen Methan gelangten durch den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines in die Atmosphäre. Neueste Schätzungen liegen deutlich über den anfänglichen. Dass sie nur 0,1 Prozent der anthropogenen Methanemissionen ausmachen, zeigt das Ausmaß des Problems.

Um ein Uhr nachts am 26. September 2022 detonierte ein erster Sprengsatz. 70 Meter unterhalb der Meeresfläche zerstörte er einen etwa zehn Meter langen Abschnitt der Erdgas-Pipeline A von Nord Stream 2.

17 Stunden später kam es zu weiteren Explosionen, die zusammen einen 200 bis 300 Meter langen Abschnitt der Nord-Stream‑1-Pipelines zerstörten.

Obwohl die Gaslieferungen bereits zwei Monate zuvor eingestellt wurden, befand sich Erdgas in den beiden Pipelinesystemen.

Ein Helikopter-Video der dänischen Marine zeigte, wie tagelang die Ostsee vor der Insel Bornholm blubberte und sprudelte. Denn, berechneten Forschende in einer neu veröffentlichten Studie, knapp eine halbe Million Tonnen Methan sind als Folge in die Atmosphäre gelangt.

Die Autor:innen schreiben im Fachjournal Nature: „Dies ist die größte aufgezeichnete Menge an Methan, die bei einem einzelnen flüchtigen Ereignis freigesetzt wurde.“ Gleichzeitig betonen sie, dass die knapp 500.000 Tonnen nur 0,1 Prozent der anthropogenen Methanemissionen von 2022 ausmachen.

Das würde „die zahlreichen anderen anthropogenen Methanquellen in den Mittelpunkt rücken, die weltweit reduziert werden müssen“.

Umfangreichste Studie zur Nord-Stream-Sprengung

Vergangene Untersuchungen waren meist auf geringere Methanmengen gekommen. Die Schätzungen eines UN-Berichts von Februar 2023 rangierten zwischen 75.000 und 230.000 Tonnen Methan. Chinesische Wissenschaftler:innen kamen auf Grundlage von Fernerkundungsdaten auf rund 200.000 Tonnen. Das deutsche Umweltbundesamt schätzte 300.000 Tonnen.

Die internationale Forschungsgruppe unter der Leitung des UN-Umweltprogramms Unep nahm sich das Thema besonders umfangreich vor. Anhand von Satellitendaten, Helikopterdaten, Messdaten von Schiffen und Messtürmen an Land wurde versucht, auf die freigesetzte Methanmenge zu schließen.

Gleichzeitig ermittelten die Autor:innen mithilfe von volumetrischen Berechnungen und Simulationen, basierend auf den physikalischen Parametern der Anlage, die Gasmenge innerhalb der Pipelines vor dem Anschlag.

Die „Übereinstimmung der simulierten atmosphärischen Emissionen“ mit den Schätzungen, basierend auf den Messdaten, zeige, dass die Ergebnisse zuverlässiger seien als ältere Zahlen, heißt es in der Studie.

Erhöhte Methankonzentration in 15 Prozent der Ostsee

Von dem Forschungsteam erschienen zeitgleich zwei weitere Studien zum Nord-Stream-Methanleck. Eine in dem Journal Nature Communications veröffentlichte Untersuchung beschäftigt sich mit dem Problem des zeitverzögerten Austritts des Methans.

Ein Teil des Gases löste sich im Meerwasser und wurde erst wesentlich später an die Atmosphäre abgegeben.

„Was wir sahen, war Methan, das sich zunächst an den Leckstellen im Wasser gelöst hatte“, erklärte der Hauptautor Friedemann Reum vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre. „Von da an wurde es von den Meeresströmungen weitertransportiert, bevor es in die Luft gelangte.“

Um diesen Emissionen auf die Spur zu kommen, nutzten die Forschenden atmosphärische Messdaten in einem großräumigen Gebiet. In rund 15 Prozent der Ostsee war die Methan-Konzentration nach der Explosion fünfmal so hoch wie gewöhnlich, schreiben sie in der dritten, ebenso in Nature Communications erschienenen Studie.

Methan ist auf 20 Jahre gerechnet 84-mal so klimaschädlich wie CO2. Die gegenwärtige Erderwärmung wird zu knapp einem Drittel auf anthropogene Methanemissionen zurückgeführt.

Neben dem Transport und der Förderung von Erdgas und weiteren fossilen Brennstoffen zählen Landwirtschaft und Müll zu den größten Quellen des Gases. Während die CO2-Konzentration der Atmosphäre seit der Industrialisierung um etwa 50 Prozent gestiegen ist, hat sich die Methan-Konzentration um 260 Prozent erhöht.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (David Zauner) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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