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© Depositphotos.com | bashta | Trump verspricht billige fossile Energie.

Trumps fossile Welt

Der US-Präsident liefert anderen Ländern und Energiekonzernen die Ausrede, bei Erdöl, Erdgas und Kohle zu bleiben. Der Wechsel zu den erneuerbaren Energien verzögert sich.

Der Erdöl- und Erdgas-Fan Donald Trump regiert nun seit einem Monat. Als der US-Präsident zum zweiten Mal ins Amt kam, hatten Klima-Fachleute schon mal kalkuliert, was seine „Drill baby drill“-Agenda an zusätzlichem Schub für die globale Erwärmung bedeuten wird.

Das Forschungsportal Climate Action Tracker kam auf ein eher moderates Plus von unter einem Zehntel Grad bis 2100. Tracker-Experte Niklas Höhne sagte dazu, der Trump-Faktor sei „verkraftbar“. Er warnte allerdings, es hätte einen größeren Effekt, „wenn sich andere Länder auch zurücklehnen und sagen, okay, wir müssen nichts mehr machen, weil einer der größten Emittenten nicht mehr dabei ist“. Und genau das zeichnet sich nun ab.

Der UN-Klimagipfel 2023 in Dubai galt als positiver Einschnitt im internationalen Klimaschutz. Er endete mit einem Appell zur „Abkehr von den fossilen Brennstoffen“, und das, obwohl er in einem Öl-Emirat abgehalten wurde. Auch die USA, damals unter Präsident Joe Biden, stimmten zu. 

Gut ein Jahr später wachsen die Befürchtungen, dass sich der Übergang von den fossilen zu den CO2-freien Energien verlangsamen könnte. Trumps Pläne, die fossile Produktion in den USA, auch jetzt schon die Nummer eins in diesem Sektor weltweit, noch auszuweiten sowie aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten, sind Hauptgründe dafür.

Bei Klimagruppen schrillen die Alarmglocken

Aktuell kommt aus Indonesien die deutlichste Ansage dazu. Das asiatische Schwellenland mit seinen über 280 Millionen Einwohnern, das zu den zehn größten CO2-Emittenten weltweit zählt und das viele Kohlekraftwerke betreibt, könnte dem Trump-Beispiel folgen.

„Wenn die USA das internationale Abkommen nicht einhalten wollen, warum sollte ein Land wie Indonesien sich daran halten?“, sagte der Klima-Sonderbeauftragte des Landes, Hashim Djojohadikusumo, laut der Nachrichtenagentur Antara.

In Indonesien liege der CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr bei drei Tonnen, in den USA hingegen bei 13. „Doch wir werden aufgefordert, unsere Kraftwerke zu schließen“, meinte er jüngst auf einem Nachhaltigkeits-Forum in Jakarta. „Wo ist hier der Sinn für Gerechtigkeit?“

Bei Klima-NGOs schrillen die Alarmglocken. So sagte der Direktor des Climate Action Network Southeast Asia, Nithi Nesadurai, die Signale aus der Region seien besorgniserregend. Die USA, „das reichste Land und der größte Ölproduzent der Welt“, lieferten anderen Staaten „eine einfache Ausrede“, um die eigene fossile Energieproduktion zu erhöhen – „was sie bereits tun“.

Sorgen macht Fachleuten auch Argentinien, dessen rechtslibertärer Präsident Javier Milei nach Trumps Schritt ebenfalls mit einem Austritt aus dem Paris-Abkommen liebäugelt. Die Spekulationen dazu wurden bereits im November auf dem Klimagipfel in Aserbaidschan angeheizt, als Argentiniens Delegation die Konferenz vorzeitig verließ – als bekannt wurde, dass Trump die US-Präsidentschaftswahl gewonnen hatte.

„Präsident Milei hat angedeutet, sich aus dem Paris-Abkommen zurückzuziehen, und meint, dass Umweltschutz Teil der woken Agenda sei“, sagte Enrique Viale, Präsident des argentinischen Verbandes der Umweltrechtsanwälte, dem britischen Sender BBC. Viale erwartet zudem, dass nun die heimische Öl- und Gasproduktion gesteigert werden wird.

Rückwärtsbewegung bei Energiekonzernen wird verstärkt

Auch auf dem afrikanischen Kontinent könnte der Umbau der Energieversorgung gebremst werden. Hier ist besonders die Entwicklung im Schwellenland Südafrika wichtig, dessen Stromversorgung zu rund 80 Prozent von Kohle abhängt.

Zwar peilt die Regierung seit 2021 ein Herunterfahren des Anteils an – auch unterstützt durch 8,5 Milliarden US-Dollar an Finanzhilfen aus Industrieländern, darunter den USA und Deutschland –, doch verzögert sich die Umsetzung. Bereits im letzten Jahr kündigte sie an, drei zur Abschaltung vorgesehene Kohlekraftwerke länger betreiben zu müssen, zumindest bis 2030, um die Stabilität der Stromversorgung zu gewährleisten.

Nun gibt es Befürchtungen, der Umbau könne sich angesichts des US-Gegenwinds noch stärker verlangsamen. So sagte der Energieexperte Wikus Kruger von der Universität Kapstadt, die Stilllegung alter Meiler drohe „weiter verzögert“ zu werden. Immerhin glaubt er an ein weiteres Wachstum der erneuerbaren Energien in dem Land.

Nicht nur Regierungen wichtiger Länder könnten den Umbau der Energieversorgung verlangsamen, auch bei Energiekonzernen läuft seit einiger Zeit ein Rollback, der durch die Ära Trump noch beschleunigt werden dürfte.

So kündigte der norwegische Energieriese Equinor Anfang Februar an, die Investitionen in erneuerbare Energien in den nächsten zwei Jahren zu halbieren und gleichzeitig die Öl- und Gasproduktion hochzufahren. Auch Konkurrent BP will seinen Kurs entsprechend anpassen. Shell hat das bereits im vorigen Jahr getan.

Die US-amerikanischen Öl- und Gaskonzerne sind ohnehin auf Expansionstrip. Sie haben Trumps Wiederwahlkampagne mit hohen Summen unterstützt und fahren nun die Belohnung dafür ein.

Auch EU nimmt lieber Erderhitzung als Zölle in Kauf

Der neue Präsident macht nämlich auch international Druck, ihnen zu mehr Absatz zu verhelfen. Sein Motto dazu lautet: „Wir werden amerikanische Energie in die ganze Welt exportieren.“ Damit hat er durchaus Erfolg.

So haben sich die Trump-USA bereits mit Indien darauf geeinigt, mehr Öl und Gas in das bevölkerungsreichste Land der Erde zu liefern. Beim Antrittsbesuch von Ministerpräsident Narendra Modi in Washington Mitte Februar erklärten beide Staatschefs, die USA würden künftig ein „führender Lieferant von Rohöl- und Erdölprodukten sowie Flüssigerdgas nach Indien“ sein.

Auch andere Länder üben sich darin, Trump zu gefallen. Südkorea bekundete seine Absicht, mehr Öl und Gas in den USA zu kaufen, um seinen Handelsüberschuss zu verringern, und aus Tokio kam die Meldung, Japans größter Stromkonzern Jera wolle ebenfalls den Kauf von US-Gas steigern.

Auch Europa dürfte hier mitspielen, als Möglichkeit, Trump im Zollstreit zu besänftigen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in diesem Zusammenhang neben gesteigerten Rüstungskäufen auch höhere LNG-Importe aus den USA in Aussicht gestellt, ebenso Deutschlands nächster Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).

Die Bilanz all dieser Entwicklungen: Es dürfte in der zweiten Ära Trump noch schwerer werden, die Vorgaben für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad einzuhalten. Dazu dürfte es nämlich keinen Ausbau der Förderung fossiler Energien geben, und für die 1,5 Grad müssten die CO2-Emissionen sogar bis 2030 auf etwa die Hälfte sinken.

Fachleute wie Lorne Stockman von der NGO Oil Change International warnen denn auch vor den Folgen einer US-Strategie, die Märkte entweder mit billigen fossilen Brennstoffen zu überschwemmen oder Länder dazu zu bringen, mehr von ihren fossilen Brennstoffen zu kaufen, „oder beides“. Dies drohe die globale Energiewende spürbar zu verlangsamen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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