IRENA heißt FRIEDEN
Das schöne griechische Wort Eirenä, IRENA, heißt Frieden. Die weltweite Nutzung der erneuerbaren Energien ist die Basis des künftigen Weltfriedens.
Bei diesem Treffen im Jahr 2008 im Bundeskanzleramt in Berlin konnten Hermann Scheer und ich Kanzlerin Merkel von der Notwendigkeit einer Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) überzeugen.
Die anschließende globale Initiative der deutschen Bundeskanzlerin hatte zur Folge, dass IRENA 2010 gegründet werden konnte. Am Anfang waren etwa 60 Länder dabei. Heute sind es 180 Regierungen, welche in dieser internationalen Organisation über 90 Prozent der Weltbevölkerung vertreten. IRENA mit Sitz in Abu Dhabi ist heute die wichtigste Weltorganisation für den raschen und globalen Ausbau der erneuerbaren Energien. Dank IRENA konnten die Erneuerbaren weit schneller ausgebaut werden als zuvor angenommen. Sie haben inzwischen die Atomenergie vollständig in den Schatten gestellt.
2023 wurden global 473 Gigawatt zusätzliche Kapazitäten an erneuerbaren Energien installiert: 346 Gigawatt Photovoltaik (ein Gigawatt, GW, sind 1.000 Megawatt), 116 GW Wind, sieben GW Wasserkraft, vier GW Bioenergie, 0.2 GW Geothermie und 0.002 GW Meeresenergien. Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch zum Strom. Diese Zahlen stellte IRENA-Generalsekretär Francesco La Camera bei deren Vollversammlung im April 2024 vor. Dabei betonte er, dass diese 473 MW der Erneuerbaren in einem Jahr deutlich höher liegen als die gesamte Atomwirtschaft in den letzten 70 Jahren aufgebaut hat. Die Atomwirtschaft konnte 2023 lediglich noch vier GW zubauen. Die Zahlen beweisen auch, dass Atomkraft- und Kohlekraftwerke keine „Brücken“ zum vollständigen Wechsel zu erneuerbaren Energien sind, sondern Barrieren gegen sie. Nicht technische oder wirtschaftliche Gründe stehen dem raschen Wechsel zur komplett erneuerbaren Energiewirtschaft entgegen, sondern noch immer etablierte Energiekonzerne und eine halbherzige Politik.
Öl- und Gaskonzerne machen weiter ihre schmutzigen Geschäfte. Die „Big Five“ – das sind Exxon, Chevron, Shell, BP und Total – schütteten 2022 und 2023 an ihre Anteilseigner 100 Milliarden US-Dollar aus. Soviel zahlen die Industriestaaten pro Jahr als Klimahilfen an die ärmeren Länder. Total-Chef Patrick Pouyanne´ schwärmte noch im Oktober 2023 von neuen Erdölfeldern in Namibia: „Es ist toll, dass wir im 21. Jahrhundert noch irgendwo ein ergiebiges Ölfeld entdecken und ausbeuten können. In den Hochzeiten des Klimawandels leben die Öl-Bosse noch immer in einer anderen Welt. Kurz zuvor hatte Pouyanne´ noch erklärt: „Ich bin entschlossen, meine Öl- und Gasinvestitionen fortzusetzen, weil die Nachfrage steigt. Ich respektiere die Meinung von Wissenschaftlern, aber es gibt auch das wirkliche Leben“. Zu deutsch: Kurzfristige Gewinne sind wichtiger als das Wohlergehen unserer Kinder und Enkel. Solchen Öl-Managern ist das “wirkliche Leben“ völlig schnuppe. Solches Verhalten gleicht fahrlässiger Tötung. Und diese ist strafbar.
Wir können und müssen aber den Energiewechsel beschleunigen und damit eine Springflut an technischen und wirtschaftlichen Innovationen auslösen. Das entspricht dem Wunsch der überwiegenden Mehrheit unserer Gesellschaft, schützt die Umwelt und unsere Gesundheit, schafft Millionen zukunftssichere Jobs und sichert die Zukunft unserer innovativen Wirtschaft.
Der Ausbau der Erneuerbaren muss schneller als bisher erfolgen, wenn das Schlimmste am Klimawandel noch verhindert werden und das Paris-Ziel – es darf nicht wärmer als 1.5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit werden – erreicht werden soll.
Diese Botschaft ist inzwischen auch bei den Deutschen mehrheitlich angekommen. Nach einer Umfrage des forsa-Meinungsforschungsinstituts im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Dezember 2024 ist eine klare Mehrheit der Deutschen für eine rasche und stärkere Nutzung der erneuerbaren Energien: 76 Prozent plädieren für mehr Solarenergie, 70 Prozent für mehr Windkraft, 66 Prozent für mehr Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, nur noch 29 Prozent für Kernenergie, 13 Prozent für Gas und nur noch fünf Prozent für Kohle.
Der rasche Umstieg auf hundert Prozent erneuerbare Energien ist der „energethische Imperativ“ (Hermann Scheer) unserer Zeit – also auch für das neue Jahr 2025. Wenn Ethik und Technik zusammenfinden, „dann schaffen wir das“ (Angela Merkel).
„Die zur Zeit wichtigste Sicht auf die Welt: Zuversicht“ – schrieb die Süddeutsche Zeitung am letzten Tag des Jahres 2024.