Fast zwei Drittel für Fortsetzung der Wärmewende
Nach einem anhaltenden Absatz-Rückgang bei Solarwärme-Anlagen im vergangenen Jahr hofft die Branche auf ein verstärktes energiepolitisches Engagement auf Bundes- und Landesebene sowie in den Kommunen, Planungssicherheit nach der Bundestagswahl sowie ein Anziehen der Nachfrage nach solarer Raum- und Prozesswärme.
Während die Energiewende im Stromsektor im vergangenen Jahr weitere Fortschritte erzielen konnte, war die Nachfrage nach Heizungen auf Basis Erneuerbarer Energien stark rückläufig. So wurden lediglich rund 26.000 neue Solarthermie-Anlagen installiert, was einem Rückgang von rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch die Nachfrage nach Wärmepumpen und Pelletheizungen ging stark zurück. Dies geht aus gemeinsamen Daten des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) und des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hervor.
Die Ungewissheit, welche energiepolitischen Akzente die neue Bundesregierung setzen wird, dürfte nach Einschätzung des BSW-Solar neben dem Abflauen der Energiekrise maßgeblich zum Rückgang der Nachfrage nach EE-Heizungen beigetragen haben. Unterdessen sprachen sich fast zwei Drittel (63 Prozent) der Wahlberechtigten für eine Fortsetzung der Wärmewende durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien, wie zum Beispiel Solarwärme, aus. Bei über zwei Dritteln liegt die Zustimmung dazu bei den Wähler:innen der Grünen (86 %), SPD (75 %) und Linken (74 %), aber auch von CDU/CSU (70 %) und der FDP (69 %). Dies geht aus einer Ende vergangenen Jahres durchgeführten YouGov-Bevölkerungsumfrage unter 2.043 Wahlberechtigten hervor (vgl. Pressegrafik).
Der Bundesverband Solarwirtschaft appellierte an alle Parteien, aufgrund der hohen Bedeutung des Wärmesektors für einen wirksamen Klimaschutz keinerlei Zweifel an einer ernsthaften Energiewende im Wärme- wie auch im Stromsektor aufkommen zu lassen.
Die nächste Bundesregierung müsse in einem 100-Tages-Programm vielmehr endlich auch den Solarturbo im Wärmesektor zünden, um das erhebliche Potenzial der Solarenergie für eine klimafreundliche sowie langfristig bezahlbare Raum- und Prozesswärme endlich zu heben. Bis 2045 könnten solarthermische Kraftwerke laut Forschern des Fraunhofer ISE in Deutschland 45 bis 60 Terawattstunden (TWh) Wärme pro Jahr produzieren. Das wäre vier- bis sechsmal so viel wie derzeit an solarthermischer Wärme erzeugt wird (ca. 10 TWh/Jahr).
„Ein verlässlicher, hinreichender und sozial abgefederter Hochlauf von CO2-Preisen für die Nutzung fossiler Energien ist dafür wichtig. Ebenso wichtig bleiben aber gezielte Anreize für die Errichtung von EE-Systemen, dezentral zur Versorgung privater und gewerblicher Immobilien sowie im Kraftwerksmaßstab für die Dekarbonisierung der Fernwärme“, meint Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft. An welchen Stellen die Solarbranche Nachjustierungen zum Beispiel an bestehenden Förderprogrammen für erforderlich hält, hat der Verband jüngst in einem 10-Punkte-Papier festgehalten.
Der BSW-Solar zeigt sich zuversichtlich, dass auf dieser Grundlage ein positiver Turnaround auch für die Solarthermie gelingen könnte. Das grundsätzliche Interesse daran scheint bei Immobilienbesitzer:innen gegeben zu sein: Vier von zehn privaten Immobilieneigentümer:innen können sich die Installation einer Solarwärme-Anlage zur Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung vorstellen oder planen diese bereits. Dies ist das Ergebnis einer YouGov-Befragung, die im Auftrag des BSW-Solar im November letzten Jahres unter 1.058 deutschen Immobilienbesitzer:innen durchgeführt wurde.
Besondere Hoffnung setzt die Solarbranche auf die Errichtung großer Solarthermie-Kraftwerke zur Nah- und Fernwärmeerzeugung, also zur Einspeisung in bestehende oder künftige Wärmenetze. Mit einem Wachstumsschub rechnet der BSW-Solar hier insbesondere in der zweiten Hälfte der 20er Jahre. Immer mehr Kommunen werden dann ihre Wärmeplanungen abgeschlossen haben, die nach dem Wärmeplanungsgesetz vorgeschrieben sind.
Da Solarwärme im großtechnischen Maßstab bereits für rund 5 Cent je Kilowattstunde erzeugt werden kann, prüfen derzeit viele Kommunen die damit verbundenen Potenziale.
Nach Angaben des Forschungsinstituts Solites sind derzeit rund 60 derartige Kraftwerke mit einer Spitzenleistung von über 100 Megawatt in Betrieb, 13 weitere befinden sich bundesweit im Bau oder in Planung und werden die Kraftwerksleistung nach ihrer Fertigstellung in etwa verdoppeln. Die nächste Bundesregierung müsse erforderliche Genehmigungsprozesse beschleunigen und die Solarthermie baurechtlich klarer privilegieren, fordert der BSW-Solar.