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© Die Hamburger Kupferhütte soll künftig mit ihrer Abwärme Wohnungen beheizen. (Bild: Andreas Schmidt-Wiethoff/​Wikimedia Commons)

Abwärmenutzung

Wärme ist nicht länger energetischer Abfall

Eine bundesweite Abwärme-Börse soll das klimafreundliche Heizen voranbringen. Das könnte eine Lösung für Millionen Haushalte sein, aber auch für viele Unternehmen und Stadtwerke.

Wenn eine Papierfabrik Dampf in die Luft abgibt, eine Chemieanlage erwärmtes Kühlwasser ableitet oder ein Rechenzentrum seine Server mit Lüftern kühlt, dann geht etwas verloren: Wärme, die eigentlich genutzt werden könnte.

In Deutschland verpuffen jährlich große Mengen industrieller Abwärme in die Umwelt – ein Potenzial, das für die Wärmewende genutzt werden könnte. Hier gibt es nun einen neuen Ansatz: Eine bundesweite „Abwärme-Börse“ soll dazu beitragen, dass dieses Potenzial gehoben werden kann.

Die Deutsche Energieagentur (Dena) beziffert die Menge an Abwärme aus Gewerbe und Industrie, die ungenutzt anfällt, auf jährlich rund 125 Milliarden Kilowattstunden. Ein Teil davon lässt sich in den jeweiligen Unternehmen nutzen, wenn entsprechende Rückgewinnungsverfahren eingesetzt werden.

Die nicht verwendeten Abwärme aber kann, wenn die Bedingungen stimmen, auch zur Beheizung von Häusern genutzt werden, etwa durch Einspeisung in Wärmenetze, und damit fossile Energieträger ersetzen. Es ist eine klimafreundliche Heizlösung, vom Potenzial her laut Dena sogar für bundesweit bis zu zehn Millionen Haushalte.

Heizwärme von der Kupferhütte

In Großstädten wie Hamburg setzen Stadtwerke und Industrieunternehmen bereits auf die Nutzung von Abwärme für Nah- oder Fernwärme-Netze. Ein bundesweites Vorzeigeprojekt in der Hansestadt ist die Kooperation zwischen dem Kupferproduzenten Aurubis und den Hamburger Energiewerken.

Die Kupferhütte in Hamburg ist eine der größten Metallhütten Europas und verarbeitet jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen Kupfererz. In der Produktion sind hohe Temperaturen nötig. Früher wurde diese Energie ungenutzt in die Umgebung abgegeben, doch ab der gegenwärtigen Heizperiode wird ein nicht unerheblicher Teil davon ins Hamburger Fernwärmenetz eingespeist.

Ein Wärmetauscher gewinnt aus einem Nebenprozess der Kupferproduktion so viel Wärme, dass damit in der Endstufe bis zu 20.000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden können. Das Projekt soll jährlich rund 100.000 Tonnen CO2 einsparen, weil dadurch die Verbrennung von Kohle in einem Heizkraftwerk ersetzt wird. Das entspricht ungefähr den Emissionen von 42.000 Pkw mit einer Jahresfahrleistung von 12.000 Kilometern.

Die Stadt Hamburg sieht in dem Modell eine Blaupause für weitere Industriepartnerschaften, um die städtische Wärmeversorgung nachhaltiger zu gestalten.

Doch nicht nur Industrieanlagen können Quellen für Abwärme sein, sondern etwa auch Betriebe wie Rechenzentren, Großbäckereien oder Brauereien. Ein interessantes­­­­­ Beispiel findet sich in Frankfurt am Main, wo der Energieversorger Mainova Projekte mit neuen Rechenzentren realisiert.

Länder-Wärmekataster als Vorbild

In der Bankenmetropole, die auch ein Internet-Knoten ist, entstehen zahlreiche große Serverfarmen, die große Mengen Abwärme produzieren. Bisher werden solche Datacenter meist mit hohem Energieaufwand heruntergekühlt. Doch nun nutzt Mainova in Pilotprojekten die Abwärme, um nahegelegene Wohnquartiere zu beheizen.

Per Wärmepumpe wird die anfallende Abwärme dabei auf das nötige höhere Temperaturniveau gebracht und in das Wärmenetz eingespeist. Die Stadt Frankfurt sieht darin ein Modell für die Zukunft und will die Abwärmenutzung aus neuen Rechenzentren weiter ausbauen.

Damit die vielfältigen ungenutzten Wärmequellen tatsächlich einen Beitrag zur Versorgung von Wohnungen und Büros leisten können, braucht es Investitionen in Wärmenetze und neue politische Anreize. Bisher wird der Ausbau oft durch wirtschaftliche Hürden und bürokratische Vorgaben ausgebremst.

Künftig könnte immerhin die bundesweite Abwärme-Börse dazu beitragen, dass dieses große Potenzial gehoben werden kann. Unternehmen mit einem hohen Energiebedarf müssen ihren Energieumsatz nun jährlich der „Plattform für Abwärme“ melden, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt am Main geführt wird.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! (Bild: Andreas Schmidt-Wiethoff/​Wikimedia Commons)

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